Montag, 15. September 2008: Viele erinnern sich noch zu gut an dieses Finanzbeben, das gewaltige Schockwellen durch die Finanz- und Realwirtschaft jagte, riesige Summen an Vermögen und zahlreiche Existenzen vernichtete. Über 10 Millionen US-Amerikaner verloren im Zuge der Zwangsvollstreckungen ihre Häuser. Der amerikanische Aktienindex S&P 500, der bereits einen stärkeren Rückgang vor jenem berühmten „Lehman-Wochenende“ verzeichnen musste, stürzte bis März 2009 um weitere 46% ab. 8 Mio. Jobs gingen verloren, die US-Arbeitslosenrate stieg kurzzeitig auf heute unvorstellbare 10%.
Diese globale Krise traf nicht nur weltweit institutionelle Anleger (darunter auch ehrwürdige, konservative deutsche Institute, die in ihrer Renditegier alle Regeln kaufmännischer Vorsicht außer Acht ließen), sondern auch zehntausende deutsche Privatanleger, die nach der Lehman-Pleite zum ersten Mal verstanden, was eigentlich „Emittenten-Risiko“ bedeutet. Deutsche Politiker mussten vor laufender Kamera die Sicherheit von Spareinlagen beteuern und nur mit gewaltigen Liquiditätsmaßnahmen (QE, Niedrigzinsen, Hilfsgeldern) konnte der Kollaps letztendlich verhindert werden.
Und heute? Sind wir wieder „back to normal“? Bei oberflächlicher Betrachtung der Entwicklungen könnte man dies meinen: Boomende Aktienmärkte, niedrige US-Arbeitslosenzahlen, Wirtschaftswachstum. Der vielleicht sichtbarste Effekt: Ein geradezu unheimlicher Anstieg der weltweiten Verschuldung, eine Zeitbombe bei steigenden Zinsen und eine schwere Hypothek für nachfolgende Generationen.
Aber unter der Oberfläche gärt es gewaltig: Die Art und Weise der Rettungsmaßnahmen sowie die Unfähigkeit, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen (die weiter hohe Boni kassierten), war mit ein Grund für die schleichende Radikalisierung der amerikanischen Gesellschaft. Das tiefsitzende Misstrauen gegen das „Establishment“ hat den späteren Aufstieg von Außenseitern erst ermöglicht.
Denn: Dreh- und Angelpunkt des erfolgreichen Miteinanders von Politik und Bürgern, von Geschäftspartnern untereinander oder von Dienstleistern mit ihren Kunden ist nun mal VERTRAUEN.