Stark sind die Kapitalmärkte in das neue Jahrzehnt gestartet. Ein neuer US-Präsident verbreitet Optimismus und verfügt über ein relativ hohes Gestaltungspotenzial, innen- wie außenpolitisch. Zahlreiche konjunkturelle Indikatoren wie Industrieproduktionen, Auftragseingänge und Zahl der ausländischen Investitionen signalisieren einen starken Aufschwung, auch wenn neue Virusmutationen und Verzögerungen bei der Impfversorgung das Bild kurzfristig eintrüben. Das globale Wachstum wird aktuell auf 4% p.a. geschätzt, was sich allein schon aufgrund des Basiseffekts und der erst mit Verzögerung einsetzenden Wirkung der gewaltigen Fiskalprogramme als zu niedrig entpuppen dürfte.
Und auch wenn in den nächsten Wochen Gewinnmitnahmen erfolgen könnten, sind viele Anleger optimistisch wie selten und die Zuflüsse in die Kapitalmärkte enorm. Allein die beiden größten US-Wertpapierverwalter, BlackRock und Vanguard konnten im letzten Jahr ca. 450 Mrd. US$ an Nettozuflüssen in ihre Fonds verzeichnen, was direkt in die Kapitalmärkte und größtenteils in Aktien strömt, dabei sind viele amerikanische Wertpapierverwalter voll investiert. Die geplanten Aktienrückkäufe von Unternehmen werden auf ca. 900 Mrd. US$ geschätzt, die Anzahl der geplanten Börsengänge ist enorm. Das alles drückt die Bewertungen nach oben.
Neben zahlreichen konjunktursensiblen Industriewerten sind u.a. auch Ölwerte und amerikanische Banken im Fokus der Anleger. Das schwarze Gold deshalb, da eine starke Energienachfrage auf ein tendenziell knappes Angebot trifft, hervorgerufen durch niedrige bzw. sinkende Kapitalinvestitionen (CapEx) der Ölförderer in den letzten Jahren und eine gewollte Produktionsdrosselung von Saudi-Arabien. Amerikanische Banken deshalb, weil sie nicht nur ihre Aktienrückkaufprogramme wieder aufnehmen (dürfen) und stärkere Regulierungen vom Tisch sind, sondern sich auch enorme Hebelgewinne im Zinsdifferenzgeschäft (langfristige vs. kurzfristige Zinsen) abzeichnen könnten.
Damit kommen wir zum Pudels Kern und der Risikobetrachtung. Die Renditen und Zinsen auf den Anleihemärkten laufen- konjunkturell bedingt – nach oben, das kann starken Gegenwind für die Aktienmärkte bedeuten. Die Rendite der zehnjährigen US-Anleihen hat bereits die 1,2% getestet. Wichtig für ein stabiles Gleichgewicht zwischen Aktien und Anleihen ist nicht nur eine von allen Marktteilnehmern erwartete moderate Fluktuation der Zinsen innerhalb einer bestimmten Bandbreite, sondern auch ein erfolgreiches Gegensteuern der Zentralbanken und Einwirken auch auf das lange Ende der Zinskurve. Darauf sind insbesondere auch die Regierungen bei der Refinanzierung ihrer riesigen Fiskalprogramme angewiesen. Abgerundet wird das notwendige Gleichgewicht von insgesamt stabilen Wechselkursrelationen, deren abrupte und unerwartete Schwankungen in der Mehrzahl direkte Auslöser von Finanzkrisen in der Vergangenheit waren.
Was bedeutet das für den vorsichtigen und langfristig agierenden Anleger? Wie schon an früherer Stelle betont, macht die richtige strategische Asset-Allokation fast 80% des Anlageerfolges aus. Deren erfolgreiche Umsetzung innerhalb der individuelle Anlagestrategie gelingt allerdings nur auf Basis eines klaren persönlichen Plans, der unter Berücksichtigung der persönlichen Lebenssituation und Risikoeinstellung festlegt, welche persönlichen und finanziellen Ziele bis wann erreicht werden sollen.