Ausblick auf das IV Quartal: Weiterhin ist Vorsicht angesagt:

Auch wenn es die kurzfristige Erholungstendenzen an den Börsen suggerieren – die Märkte bleiben unruhig und die Depots von Anlegern sollten aus unserer Sicht bis auf weiteres defensiv ausgerichtet sein.

Angesichts des zunehmenden Inflationsdrucks werden von den Zentralbanken (insbesondere den USA und Kanada) eine weitere Rücknahme der geldpolitischen Pandemie-Anreize und mittelfristig weitere Zinsanhebungen erwartet. Bei einem weltweiten Schuldenstand von über 300 Billionen US$ und den Planungen vieler Staaten von weiteren gewaltigen Ausgaben für Klimapolitik, Infrastruktur und Digitalisierung ist dies ein hochriskanter Balanceakt für die Geldpolitik. Höhere Zinsen würden nicht nur die Schuldentragfähigkeit vieler hoch verschuldeter Staaten gefährden, eine mögl. Zahlungsunfähigkeit einzelner Staaten würde weitere (Panik)-Anleiheverkäufe von institutionellen Investoren nach sich ziehen, mit entsprechend weiteren Zinserhöhungen und Marktverwerfungen als Konsequenz.

Auch aktuelle Meldungen aus China im Zusammenhang mit dem Versuch, den Konkurs des hoch verschuldeten Immobiliendienstleister Evergrande und eine Auswirkung auf den gesamten Immobiliensektor zu verhindern (Immobilien und die daran hängenden Branchen stehen für ca. ein Drittel des chinesischen Bruttoinlandsproduktes) tragen ebenso wenig zur Beruhigung bei wie die geopolitischen Spannungen zwischen China und Taiwan im südchinesischen Meer. Zudem droht ein Stagflationsszenario: Die gesamte Weltwirtschaftstätigkeit kühlt sich aktuell ab, während der Inflationsdruck aufgrund des starken Arbeitskräfte- und Rohstoffmangels hoch bleibt.

Selbst die Gewinndynamik der Unternehmen scheint ihren Höhepunkt erreicht zu haben. Der MSCI All-Country World Index verzeichnet für die nächsten 12 Monate einen Gewinnanstieg je Aktie von 20 %, verglichen mit noch 60 % im Juni. Steigende Anleiherenditen dürften das Kurs-Gewinn-Verhältnis von noch (zu) hoch bewerteten Aktien belasten, da deren zukünftige Cashflows mit höheren Zinsen abdiskontiert werden müssen. Einige Modelle gehen hier von Kursrückgängen auf den Aktienmärkten von bis zu 20% aus, sollten die langfristigen Anleiherenditen um 100 Basispunkte steigen. Das Risiko ist sogar noch grösser, da nun ein Spätzyklus mit steigender Inflation beginnt, in der die Renditen aus Aktien und Anleihen tendenziell positiver korreliert sind. Aktuell ist die Korrelation zwischen den beiden großen Anlageklassen die höchste seit 15 Jahren.

 

Die anfälligsten Bereiche sind wachstumsorientierte Aktienmärkte und Sektoren. Nutznießer wären hingegen defensive Qualitätsaktien mit hoher Dividendenrendite, hochwertige zyklische Aktien und Investitionen in Regionen, wo die Wirtschaftsdynamik tendenziell robuster ist. Hier sei beispielhaft die Eurozone mit ihrer noch starken Wirtschaftsdynamik genannt, zumal die Europäische Zentralbank ihre monetäre Politik nicht so schnell straffen will und die Liquidität die Märkte damit weiter stützen würde.

 

Jedoch: Es gibt Licht am Horizont. Sobald die globale Wirtschaft, die durch die Pandemie verloren gegangene Produktionsleistung wieder aufholt, dürfte sich die US-Renditekurve im kommenden Jahr deutlich abflachen und globale Aktien antreiben. Insgesamt ist für die nächsten Jahre allerdings eher Bescheidenheit angesagt, was die zukünftigen Renditeziele betrifft. Viele Marktteilnehmer prognostizieren für die nächsten Jahre bei US$-Aktien jährliche Renditen von nicht mehr als 6%, was weniger als die Hälfte der jährlichen Gesamtrendite der letzten zehn Jahre bedeuten würde.